Bin ich ein "Woke"?
Bist Du «woke»?
„Woke“ (wouk) ist eine Person, wenn sie „wach“ ist und selbständig denkt.
Wach, wenn es um gesellschaftliche Strömungen, um Trends, aber auch
um Ungerechtigkeit oder Benachteiligung geht. „Woke“ Menschen stehen
für Schwächere ein, beschäftigen sich mit deren Problemen und helfen
ihnen, diese zu überwinden. Es geht zum Beispiel um Rassismus,
Migration, Klimawandel oder Sexismus. „Woke“ ist, wer diese
Herausforderungen erkennt und etwas dagegen tut.
Im konservativen Milieu gilt „woke“ als Schimpfwort für politisch eher links
eingestellte Menschen. „Woke“ Menschen seien hypersensible,
selbstgerechte Menschen, welche anderen nur helfen, um sich selbst
besser zu fühlen. Solche Einschätzung ist nicht neu. Schon früher wurden
in der Schweiz Menschen, welche sich zum Beispiel für Geflüchtete
einsetzen, als „Gutmenschen“ beschimpft.
Woher kommt der Begriff „woke“?
Er kommt aus dem Englischen und ist die Vergangenheitsform von «wake»
oder »awake», wachen, aufwachen, aufgeweckt sein. Er wurde von
Afroamerikanerinnen bereits in der Bürgerrechtsbewegung der Sechziger
Jahre verwendet, um auf Rassismus aufmerksam zu machen. Heute ist er
in den sozialen Medien wieder aufgetaucht. Er wird von den einen bewusst
als positive Selbstbezeichnung verwendet und von anderen als Häme
ausgeteilt. Ich erkenne gewisse Parallelen des Begriffs «Woke» mit dem
Begriff «Methodist». Auch da wurde der Begriff als Beschimpfung
eingesetzt und dann von den Betroffenen als positive Selbstbezeichnung
gewählt. Ich kann also damit umgehen! Ich bin ein «Woke».
Wodurch wurde ich aufgeweckt?
Wären es die Nöte in dieser Welt, welche die Menschen plagen und auch
aufschrecken allein, dann wäre es einfacher davon abzulenken und weg zu
schauen. Ich weiss mich jedoch von Jugend auf «erweckt» durch das
Beispiel der Liebe Jesu zu den Verlorenen. Humanitäre Imperative und
Werte sprechen mich an, aber ich orientiere mich bewusst am Leben und
Handeln Jesu. Nach meinem aktiven Dienst als Bischof von Mittel- und
Südeuropa in den Jahren 1989 bis 2006 und meinem Einsatz als Genfer
Sekretär des World Methodist Council 2006 bis 2012 habe ich in der
Unterstützung von Asylsuchenden einen neuen Schwerpunkt gefunden,
um mich für andere einzusetzen. Mit den mir im Alter noch verfügbaren
Kräften setze ich mich für diese Migranten und Migratinnen, vor allem im
Kanton Aargau ein.
Ich bin ein «Woke». So verstehe ich und lebe ich mein Christsein.
Heinrich Bolleter
Am I a "woke"? Are you "woke"?
A person is "woke" when he or she is "awake" and thinks independently. Awake when it comes to social currents, trends, but also to injustice or disadvantage. "Woke" people stand up for the weak, deal with their problems and help them to overcome them. For example, it's about racism, migration, climate change or sexism. "Woke" is someone who recognizes these challenges and does something about them. In the conservative milieus, "woke" is considered a dirty word for people who are politically more left-wing. "Woke" people are hypersensitive, self-righteous people who only help others to feel better about themselves. Such an assessment is not new. Even in the past, people in Switzerland who, for example, supported refugees were called "do-gooders". And this was an insult!
Where does the term "woke" come from? It comes from English and is the past tense of "wake" or "awake", to wake up, to be awake. It was used by African American women in the civil rights movement of the 1960s to draw attention to racism. Today, it has resurfaced in social media. It is used deliberately as a positive self-designation by some and as a derogatory term by others. I recognize certain parallels between the term "woke" and the term "Methodist. There, too, the term was used as an insult and then chosen by the people concerned as a positive self-designation. So, I can handle it.! am a "Woke".
By what was I awakened? If it were the hardships in this world, which plague the people and Horrors alone, then it would be easier to distract from it and look away. However, I know that I have been "awakened" from my youth by the example of Jesus' love for the lost and the poor. Humanitarian imperatives and values appeal to me, but I consciously orient myself to the life and actions of Jesus. After my active ministry as bishop of Central and Southern Europe from 1989 to 2006 and my service as Geneva secretary of the World Methodist Council from 2006 to 2012, I found a new focus in assisting asylum seekers. With the strength still available to me in my old age, I am committed to helping these migrants, especially in the canton of Aargau. I am a "Woke". This is how I understand and live my Christian witness.
Heinrich Bolleter