Die Freude am Evangelium bleibt

Die Freude am Evangelium bleibt.

Meine Berufung war und bleibt in der Freude am Evangelium verankert.  Es hatte viele Freuden-Verderber im Dienst der Kirche gegeben, aber die Freude am Evangelium kann mir nicht genommen werden. Sie bleibt der Ansporn auf meinem Pilgerweg .

 

In der Zeit von 1989 bis 2005 hat mein Pilgerweg als Prediger noch eine weitere Farbe bekommen. Die Predigten in meinem Archiv zeigen in dieser Periode eine deutliche Prägung durch meinen Dienst als Bischof der EMK von Mittel- und Südeuropa.

Die über 150 «Konferenzpredigten» habe ich nun aussortiert, um sie weiterhin zu archivieren. An jeweils sieben Jährlichen Konferenzen pro Jahr hatte ich verschiedene Predigtdienste wahr zu nehmen, etliche davon anlässlich eines Ordinationsgottesdienstes mit der Beauftragung von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Einige der Botschaften sind eher kurz, da sie ja simultan in die Sprachen der jeweiligen Konferenzen übersetzt werden mussten. Andere hatten sich ausführlicher mit dem Thema der Jährlichen Konferenz befasst.

Der heutige Pilgerweg durch das Predigtarchiv hat sehr viele Erinnerungen lebendig gemacht. Es war eine reiche Zeit.

Neben den Predigtdiensten an den Konferenzen kamen die Predigtdienste in den Gemeinden und kirchlichen Werken: Jubiläen, Gemeindepartnerschaften zwischen West und Ost, Veränderung der Bezirksgrenzen, Allianzgottesdienste und viele andere Anlässe führten zu diesen Gemeindebesuchen. Beim durchstöbern hielt ich auch die Manuskripte von Beerdigungen in der Hand. Noch einmal bewegt mich mein Auftrag an der Beerdigung von Staatspräsident Boris Trajkovski in Skopje 2004 zu tiefst. 

Der Pilgerweg der Predigterinnerungen führte mich zu einem Dienst in der historischen Central Hall in London 2001. Oder 1989 in der Synode der Eglise Protestante in Belgien. Trauungen, aber auch Radiopredigten und andere Botschaften, welche ich im Rahmen des VFG, der AGCK, des SEK und internationalen Tagungen weitergeben durfte, erwecken lebendige Erinnerungen. 

Der heutige Pilgerweg durchs Predigtarchiv beansprucht mich stark. — Ich brauche eine Pause.

Unterdessen regnet es draussen immer stärker. Am Geländer des Balkons werden die glitzernden Wassertropfen, welche wie Perlen glänzen, immer schwerer und fallen letztlich hinunter auf den Betonrand des Balkons. Ähnlich ergeht es auch den Bischofs-Predigten. 

215 Manuskripte aus der Zeit von 1989 – 2005 habe ich heute morgen entsorgt. 

Grosser Gott, dank Deiner grossen Liebe und Barmherzigkeit konnte ich die vielen Dienste tun. Bei der Auslegung Deines Wortes ist es mir stets warm ums Herz geworden. Menschen wurden auf ihrer Pilgerfahrt des Lebens angesprochen. Frucht ist nicht ausgeblieben!

Dankbar lasse ich los. Die Freude am Evangelium bleibt.

 

Heinrich Bolleter