‚Es ist nicht gut, dass der Mensch allein sei‘
Genesis 2,18
Es gibt einen Unterschied zwischen Einsamkeit und Alleinsein.
Einsamkeit ist kaum sichtbar. Aber sie ist weit verbreitet. Bei der letzten Gesundheitsbefragung gab über ein Drittel der Bevölkerung in der Schweiz an, sich manchmal oder oft einsam zu fühlen.
Gerade in der Zeit der Pandemie braucht es eine Sensibilisierung der Bevölkerung dafür, dass Vereinsamung ungesund ist.
Es gibt einen Unterschied zwischen Einsamkeit und Alleinsein.
Einsamkeit bedeutet keine oder fast keine Sozialkontakte mehr zu haben. Solche Einsamkeit macht krank! Wir Menschen sind nicht dazu geboren in Isolation zu leben. Wir brauchen ein gewisses Mass an Beziehung und Anregung in der menschlichen Gemeinschaft. Alleinsein ist ein selbstgewählter Alleingang. Manchmal braucht der Mensch eine Distanz zu den alltäglichen Herausforderungen und den vielen Kontakten, um zu sich selber zu kommen und das Leben selbstbestimmt gestalten zu können.
Ein pensionierter Pfarrer der United Methodist Church, er hat irische Wurzeln und lebt heute allein in Kalifornien (USA), hat sich neulich auf Facebook mit dem Thema auseinandergesetzt.
Seine Gedanken haben mich fasziniert. Sie sind vielleicht auch Trost für andere Menschen, die anfangen an der Isolation durch die Pandemie zu leiden. Nach dem Original-Text auf Englisch werde ich eine Übersetzung in die deutsche Sprache versuchen.
“Solitude is the glory of being alone and
loneliness is the pain of being alone.”
Paul Tillich
God does not take away our aloneness...
it is our destiny.
To exist is to be separate,
but we are created
for union and reunion.
The pain of being alone
becomes the tomb where
true self is buried...
beneath the tyranny
of expectations...our own and others.
The pandemic heightens
the pain of being alone
but...
we are also made for solitude,
the glory of our aloneness...
we can learn to go there often.
Written by Jim White
Die «Solitüde» ist die Schönheit und der Glanz des Alleinseins
Und Einsamkeit meint den Schmerz, allein zu sein.
Paul Tillich
Gott mutet uns Einsamkeit zu ...
Es ist unser Schicksal, weil
Existieren auch getrennt-sein bedeuten kann.
Geschaffen sind wir jedoch
für ein Leben in Gemeinschaft.
Der Schmerz, allein zu sein,
kann zum Grab werden,
wo das wahre Selbst begraben wird
unter der Tyrannei der Erwartungen ...
unseren eigenen und die der Anderen.
Die Pandemie verstärkt
Den Schmerz, allein zu sein;
jedoch...
wir sind auch für das Alleinsein gemacht,
wir kennen ebenso die Schönheit
und den Glanz des Alleinseins.
Und wir können lernen,
die «Solitüde» als Zufluchtsort zu suchen.
Geschrieben von Jim White,
übersetzt von Heinrich Bolleter
Anmerkung: «Solitüde» wird ein Schloss in der Nähe Stuttgarts genannt, wohin die Herrschaften sich zurück zu ziehen pflegten. Das Wort «Solitüde» für Einsamkeit ist demnach positiv besetzt. Es entspricht dem Alleinsein, welches der Mann oder die Frau zum eigenen Wohl immer wieder sucht. Für Jim White ist die «Solitüde» der abgelegene Meeresstrand, wo er oft spazieren geht.