Ich selber gehöre nicht dazu.
Die entsprechende Literatur sagt mir, dass ich ein digitaler Immigrant sei, weil ich den Umgang mit der digitalen Technologie erst im Erwachsenenalter gelernt habe. Die Kinder des digitalen Zeitalters werden digitale Native genannt, weil sie mit digitalen Technologien wie Computern, dem Internet, Mobiltelefonen und MP3-Playern aufgewachsen sind.
2003 hatte die UNO zum Weltgipfel über die Informationsgesellschaft nach Genf eingeladen. 2005 folgte die zweite Tagung in Tunis. Es ging um die Durchdringung aller Lebensbereiche mit Informations- und Kommunikationstechnologie und die Folgen für die verschiedenen Regionen in der Welt. 2012 hatte der Standard in Österreich einen Artikel von Prof. Dr. Christian Scholz publiziert, welcher darüber reflektierte, was diese Entwicklung für das Personalmanagement bedeutet. Da war ich zum ersten Mal auf den Begriff der ‚Generation Z’ gestossen.
Es kann ja nicht anders sein, als dass die Begriffe der Generationen X, Y und Z aus den USA kommen. Sie beschreiben dort im eher populistischen Stil die Generationen nach den sogenannten Baby Boomers. Am meisten würde mich heute interessieren, was einmal nach den Generationn X, Y, Z kommen wird...
Die Zeitfenster für diesen schnellen Generationenwechsel werden in allen Verlautbarungen etwa gleich beschrieben: Generation X von 1965 bis 1980, die Generation Y von 1980 bis 1995, und die Generation Z umfasst alle, welche nach 1995 geboren sind. Das ist die Generation, welche heute auf den Arbeitsmarkt drängt.
Wer sind diese Kinder des digitalen Zeitalters und der Multioptionsgesellschaft?
Als ich mich näher mit dieser Frage befasst hatte, war mir sofort klar, dass wir als Kirche mit unseren medialen Auftritten und unserem eher antiquierten Amtsverständnis noch nicht wirklich in diesem neuen Zeitalter angekommen sind.
Da geht es um junge Menschen, welche die Werbeagenturen und auch die Wirtschaft ansprechen. Es sind die modernen, finanziell eher gut ausgestatteten, jungen Leute mit einer tragfähigen Grundausbildung. Sie sind mobil, individualistisch, gewohnt, die Lawine der Informationen zu filtern. Sie glauben nicht mehr an die ewig wachsende Wirtschaft, sie sind Realisten und keine Träumer. Autorität gibt es für sie nicht mehr kraft einer Position, sondern nur aufgrund der Ausstrahlung einer Person.
Sie haben eine neue Art, sich Wissen anzueignen: Da es jederzeit und überall digital verfügbar ist, müssen sich die Studierenden nicht mehr mit dem vielfältigen Lernstoff belasten. Es geht viel mehr darum, das Wichtige herauszufiltern und richtig ein zu setzen.
Einige Kenner der Szene möchten gerne von einer „urbanen Jugend“ sprechen. Ich meine, dass das in unserer Gesellschaft in Westeuropa nicht so ist.
Vorherrschend ist ein Individualismus gepaart mit einer Spontaneität, die sich mehr für Projekte interessiert und sich nicht zur Loyalität mit einer Firma, einer Kirche, einem Verein oder einer Gruppe verpflichten lässt. Die Z-Generation wurde schon die "maybe"- Generation genannt. Es entspricht dem Zeitgeist, sich heute so und morgen anders zu entscheiden.
Die Einstellung zu einer Aufgabe oder zum Beruf ist stark davon geprägt, ob der Einsatz auch für einen selber etwas bringt. Wenn Ja, kann auch eine hohe Leistungsbereitschaft erwartet werden.
Sie wollen die Welt verändern. Sozialausgerichtete Unternehmungen sind populär. Jedoch werden Beruf und die private Freizeit völlig voneinander getrennt und der Beruf kommt nicht immer zuerst. Es gibt weniger feste Freundschaften, jedoch fällt es nicht sehr schwer, über soziale Plattformen auf dem Internet grosse und kleine emotionale Erfahrungen aus zu tauschen.
Wenn diese Generation Z beschrieben wird, als könnte man sie erfassen, dann entspricht das gerade nicht ihrem eigenen Lebensgefühl. Jede und jeder ist ein Mensch für sich. Man kann sie nicht über einen Kamm scheren. Es gilt jede und jeden differenziert wahr zu nehmen.
Mich interessiert eher der einzelne Mensch und nicht die Altersgruppe. Ich will die Entwicklung der vergangenen Jahre zur Kenntnis zu nehmen, um nicht an alten Bildern hängen zu bleiben. So erkenne ich, dass der Idealismus der Baby Boomers einem Skeptizismus der Generation X Platz machen musste. Die Generation Y tendierte dann eher wieder zu einem Optimismus mit wachsendem Gemeinschaftssinn, und die Generation Z scheint neu einem Realismus mit sehr individualistischen Vorstellungen und Wünschen zu huldigen.
Kurzum: Ich habe diesen Blog geschrieben, um einzuordnen, was ich über die ‚Kinder des digitalen Zeitalters’ in Erfahrung gebracht habe. Ich bin nicht in dieser digitalen Umgebung gross geworden. Ich fühle mich darin eher wie ein Immigrant.
Heinrich Bolleter
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