Die Angst als politisches Kalkül

Die Angst als Antrieb der Politik 

Das Spiel mit der Angst wird zurzeit von  den Politikern aller Couleur im Diskurs um politische Themen missbraucht. Sie fördern eine Zivilisation der Angst. Diese geförderte diffuse kollektive Angst führt die Gesellschaft  in eine neurotische  Grundhaltung, welche auch aufklärungsresistent wird.

 

Die Schweizerische Volkspartei versteht es, dieses Spiel mit der Angst mit allen Registern zu betreiben und die anderen Parteien sowie die Wirtschaft im Gegenzug greifen zu denselben Methoden im politischen Diskurs. Ob sich unsere Politiker bewusst sind, dass wir wie im Film der 50er Jahre einmal alle den „Salaire de la Peur“, den Lohn der Angst bezahlen müssen?

Wer sich in die Spirale der Angstmacherei und der Angst treiben lässt, wird aufklärungsresistent.  Der Lohn der Angst ist ein aufklärungsresistentes Volk. Vieles wird sich nicht mehr zurecht biegen lassen, auch nicht durch Sach-Argumente.

 

Nach dem Abstimmungssonntag (gegen die  Masseneinwanderung) hat eigentlich niemand gewonnen. Wir stehen vor einer gespaltenen Schweiz. Der knappe Volksentscheid ist zu respektieren. Die Umsetzung muss von der weiteren Verbreitung diffuser Ängste Abstand nehmen. Aber es wird im herrschenden Milieu schwer sein, mit sachlichen Lösungsvorschlägen  zu überzeugen.

 

Für den Weg in die Zukunft braucht es vor allem eine Neuorientierung in unserer Parteienlandschaft. Sind die Beteiligten überhaupt noch willens und fähig lösungsorientierte Kompromisse zu finden und das parteipolitische Machtgeplänkel, das von der Stimmungsmache lebt, ab zu legen? Alle sagen doch, dass es um die Zukunft der Schweiz gehe...

 

Der politische Diskurs der Angst geht von der individuellen Schwäche aus und transformiert sie zu einer kollektiven Macht. Das eigentliche Ziel ist der Aufbau einer Machtposition. Solche Vorgänge sind einer Demokratie nicht würdig. Dieses Kalkül der Angst ist deshalb auf zu decken und zu entmythologisieren. Ich wünsche mir, dass wir von einer Politik der Emotionen zu einer neuen Sachpolitik finden.

 

Heinrich Bolleter

 

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